Gemeinde Reinsdorf. Geschichte und Geschichten
ISBN: 978-3-00-023123-0

Die Gemeinde Reinsdorf mit ihren Ortsteilen Vielau, Friedrichsgrün und Reinsdorf gibt es in dieser Form erst seit dem 1. Januar 1999. Im Zuge der sächsischen Gemeindegebietsreform wurde sie aus den bis dahin selbstständigen Gemeinden Vielau, Friedrichsgrün und Reinsdorf neu gebildet.
Ihre gemeinsame Geschichte jedoch reicht zurück bis in die Zeit der Besiedlung. Die gemeinsame „Wiege“ war die Erschließung des Miriquidi, des Dunkelwaldes unter Kaiser Barbarossa; die Besiedlung der meinheringischen Grafschaft Hartenstein, die sich entlang eines alten böhmischen Steiges erstreckte, der als Siedelbahn genutzt wurde. (Noch heute erinnert in Friedrichsgrün der „Wohl“, eine der besterhaltenen alten Wasserburgen unserer Gegend, an diese frühe Zeit. Und Reinsdorf weist im Oberdorf bis heute die Form eines doppelzeiligen Reihendorfes mit Waldhufenflur auf.)
Die Geschichte der Gemeinde Reinsdorf mit ihren drei Ortsteilen widerspiegelt auf faszinierende Weise sächsische und deutsche Geschichte - gewissermaßen die Welt im Wassertropfen: Machtkämpfe der Feudalherren, Auseinandersetzungen der Reformationszeit, Bauernkrieg und Wiedertäuferbewegung, Dreißigjähriger Krieg, Siebenjähriger Krieg und Napoleonische Kriege; die Einverleibung ins Königreich Sachsen im 19. Jahrhundert, die 1848er Revolution, der Deutsch-Französische Krieg, Erster und Zweiter Weltkrieg.
Die Geschichte der Reinsdorfer Güter und ihrer Besitzer lässt sich zurückverfolgen bis zum Jahr 1602, die des Vielauer Rittersitzes bis zur Ersterwähnung des Ortes. Friedrichsgrün wurde erst 1755 angelegt auf dem Gelände des alten Vorwerks Vielau, also auch auf altem meinheringischem Grund und Boden.

Im 19. Jahrhundert, mit dem industriellen Abbau der Reinsdorfer Steinkohlenvorkommen und dem Aufblühen von Industrie und Bergbau im Zwickauer Raum wuchs die Bevölkerung in allen drei Orten innerhalb weniger Jahrzehnte um ein Mehrfaches an eine Dynamik, nicht frei von Problemen und Konflikten.
In Längsschnitten wird im Buch die Entwicklung in Landwirtschaft, Silber- und Steinkohlenbergbau, Handwerk und Gewerbe, Kommunalpolitik, Schulwesen, Kirchen, Vereine u. a. nachvollzogen. Neu und mit Dokumenten unterlegt ist die Feststellung der Ersterwähnung des Reinsdorfer Steinkohlenbergbaus im Jahre 1502 bisher wurde stets 1540 als das Jahr der Ersterwähnung angesehen.
Erzählt wird von Auswandererschicksalen und von interessanten Persönlichkeiten, die aus den Orten stammen: Vom Bauernchirurgen Zenner und seinen Rezepturen; von Professor Werner aus Vielau, nach dem einst eines der größten Seeschiffe benannt wurde; vom Reinsdorfer Kirchner und Buchbinder Barthel Gerngroß, dessen Frau der Hexerei bezichtigt wurde; von Lehnert & Landrock heute präsent im Ägyptischen Museum in Kairo; von Johann und Friederike Caroline Neuber und ihrer berühmten Theatergruppe; von der Malerin und Kindergartengründerin Mathilde Ebert; von den Pfarrern der Bekennenden Kirche HansEberhard Fochtmann und Otto Lau, von Wissenschaftlern, bedeutenden Unternehmern, Rennsportlern, Musikern ...
Von historischen Kriminalfällen, Mord und Totschlag, von Rechtshändeln und politischen Auseinandersetzungen.
Ausführlich und in dieser Form für die Region bislang sicher einmalig die auf Archivmaterial basierende Darstellung der Auseinandersetzungen der Weimarer Republik und der Jahre 1933 bis 1945: Widerstand und Anpassung, Alltag im Dritten Reich, das Kriegsgefangenenlager Stalag IV/F Kommando Friedrichsgrün, Zwangssterilisation, Euthanasie; Kriegstote ...

Zeitzeugen kommen zu Wort und eine Vielzahl historischer und aktueller Fotos bereichern die Texte und vermitteln spannende Einblicke in die historische und aktuelle Entwicklung.

Ich könnte die Aufzählung fortsetzen. Es gibt kaum Ereignisse deutscher und europäischer Geschichte, die in unserem Raum nicht ihre Spuren hinterlassen haben.

Die Autorin